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FS MASSAKER

  • 01. Improvisation #5 (for Diana Wagner-Boyd)
    02. Improvisation #6 (for Glenn Randall Jr.)
    03. Improvisation #7 (for Dan Coffey)
    cover

    FS MASSAKER

    Plan B

    "Der Labelname scheint bei dieser Platte Pate zu stehen, hört man doch, wie hier sämtliche Töne aus ihrem engen Korsett befreit werden, doch von Beginn an: Im Kern besteht FS Massaker aus Michael Masen (Saxophon), Werner Thenmayer (Drums) und Richie Herbst (analoge Synthesizer), die allesamt keine einsamen Unruhestifter in der hiesigen Musiklandschaft sind: Es gibt direkte Verbindungen zu Interstellar Records, Regolith, Sex On The Beach und Melt Downer. So unterschiedlich die Soundkosmen sind, die diese Namen aufspannen, so vielseitig ist auch FS Massaker, dessen Ursprung unzweifelhaft im Free Jazz liegt, diesen aber mit High Energy Rock, atmosphärischen Flächen, zackigen Technorhythmen und, auf „Plan B“, mit Gästen wie Elise Mory (möström, Gustav, Nitro Mahalia) und Wolfgang Möstl (Killed by 9V Batteries, Mile Me Deaf) anreichert. Für eine LP ein ordentlich dichtes Programm, dennoch wirkt auf diesem Album nichts überladen: Allen Klangforschern wird genug Platz gegeben, um ihre Schallwellen und -mauern auszubreiten, zu manifestieren und im richtigen Moment wieder einzureißen. Ganz nüchtern aufgedröselt hat man es mit drei Improvisationsstücken zu tun: Das erste ist Diana Wagner-Boyd gewidmet, das zweite Glenn Randell Jr., das dritte Dan Coffey. Wer hinter diesen Namen unbesungene Heroen aus dem Jazz-Untergrund vermutet, ist auf der falschen Fährte. Tatsächlich stehen sie für Stunt-Wo-Men aus der Film- und Fernsehgeschichte und wirken dem FS Massaker näher als handelsübliche Beamtenmusiker, beschreitet das Trio doch mit der Improvisation die risikofreudigsten Pfade, bei der das Scheitern, der Unfall, der verunglückte Stunt, stets reale Gefahren darstellen. Auf „Plan B“ hat man es dennoch mit einem unfallfreien Trip zu tun, dem wohl Plan A zum Opfer gefallen ist. Niemand muss sich hier zurückhalten, aber die Beteiligten wissen, wann ein Schweigen mehr aussagt als ein Maulaufriss. So verliert sich nicht alles – wie man es bei anderen Free Jazz-Kapellen mitunter zu fürchten gelernt hat – in einem undurchdringlichen Wulst aus lautem Chaos, sondern gipfelt viel eher auf einem Berg der lärmenden Magie. FS Massaker bezieht sich nicht auf die infantile Gleichung „Steigerung der Lautstärke = Gewinnmaximierung“, sondern viel eher auf Sun Ras kosmische Reisen, Naked Citys gezielte Attacken, Peter Brötzmanns Maschinengewehrsalven und die Unbeirrbarkeit der Flying Luttenbachers. „Plan B“ spannt den Bogen vom langsamen Aufwachen durch erste Sonnenstrahlen über das Herantasten an einen neuen Tag bis zum motivierten Durchmarsch mit Discobeat hin zum kathartischen Höhepunkt eines orgiastischen Festes, bei dem man als Abschluss stoisch in ferne Galaxien gebeamt wird. Ein Trip, der in keiner Reisebroschüre zum Pauschalpreis angeboten wird, sondern einer, den man sich selbst erhören muss. (Rokko)
    Format
    LP
    Release-Datum
    14.06.2019